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Insa Klemme

Stipendiatin der Hermann Paul School of Linguistics (HPSL)

Publikationen

  • Matrix Language und Embedded Language in mehr­sprachigen slavisch-orientalischen Handschriften. Polnisch, Osmanisch und Arabisch in Kontakt. Ein Versuch. In: Slavischer Sprachkontakt. Bei­träge zum gleichnamigen Workshop für Studierende und Pro­movierende, Freiburg, 19.–20. April 2013. Herausgegeben von Juliane Besters-Dilger und Uliana Schöller. Freiburg im Breisgau 2013, 131–142.
    (siehe auch http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/9232/pdf/eBook_Slavischer_Sprachkontakt.pdf)
  • Transliteration und Analyse zweier Textpassagen aus dem Chamail von Aleksander Aleksandrowicz: „Opisanie dni miesięcznych“ und „Jakiego dnia znajduje się dusza w człowieku“. Slovene. International Journal of Slavic Studies. Vol. 2, No. 1, 66–120. (siehe auch http://slovene.ru/2013_1_Klemme.pdf)

Forschungsprojekte

Promotionsprojekt an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
Promovendin: Insa J. Klemme
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger (Slavisches Seminar, Freiburg)
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Ulrich Rebstock (Orientalisches Seminar, Freiburg)

Slavisch-slavische und orientalisch-slavische Sprachkontakt- und Variationsphänomene in Handschriften der polnisch-litauischen Tataren


Seit vielen Jahrhunderten siedelt die tatarische Minderheit von Polen, Weißrussland und Litauen – für gewöhnlich polnisch-litauische, litauische oder weißrussische Tataren genannt – in Mittel- und Osteuropa. Vom 14. Jahrhundert an verließen die Tataren ihre ur-sprüngliche Heimat, das Khanat der Goldenen Horde, um sich im Großfürstentum Litauen niederzulassen oder aber wurden als Kriegsgefangene dorthin gebracht. In ihrer neuen Umgebung gaben die Tataren einerseits ihre zu den Turksprachen zählende Mutter-sprache auf und nahmen statt ihrer die jeweiligen, von ihren slavischen Nachbarn gesprochenen Varietäten an. Andererseits aber behielten sie ihre Religion, den Islam, bei und mit ihm die muslimischen Traditionen. Dies spiegelt sich in der meist religiösen Literatur der polnisch-litauischen Tataren wider, die in zahlreichen Sprachen verfasst wurde: Die orientalischen Sprachen, in denen die Handschriften geschrieben wurden, sind Arabisch und (Osmanisch)Türkisch; daneben wird das Schrifttum von slavischen Varietäten beherrscht. Die meisten Handschriften sind indes nicht monolingual, sondern setzen sich entweder aus Fragmenten in verschiedenen Sprachen respektive in ver-schiedenen Varietäten zusammen oder aber sie sind vollständig interlinear übersetzt, wie die Koranexegese. Unabhängig von der verwendeten Sprache oder Varietät sind die Handschriften immer in arabischer Schrift geschrieben. Die in den Handschriften ver-wendeten slavischen Varietäten werden meist grob als Polnisch oder als Weißrussisch oder als eine Mischung aus beiden klassifiziert – der Versuch einer präzisen Bestimmung wurde dabei kaum jemals unternommen. Der Gedanke, dass diese slavischen Varietäten von Sprachkontakt geprägt sein könnten, entweder von slavisch-slavischem oder von orientalisch-slavischem Kontakt, ist ein vollkommen neuer und bis dato unerforschter. Deswegen möchte ich in meiner Dissertation ebendiese slavischen Varietäten, wie sie in den Handschriften der polnisch-litauischen Tataren auftreten, untersuchen. Das Korpus, mit dem ich zu arbeiten beabsichtige, besteht aus vier Handschriften, die in Bezug auf ihren Inhalt teilweise identisch sind. Durch die Untersuchung dieser Handschriften hoffe ich zeigen zu können, (i) dass es sich bei der jeweils verwendeten Sprache keineswegs entweder um Standardpolnisch oder um Standardweißrussisch handelt, sondern (ii) dass
sie stark variiert und (iii) dass diese Variation hauptsächlich auf slavisch-slavischen Sprachkontakt zurückzuführen ist und (iv) möglicherweise auch orientalisch-slavischem Sprachkontakt zugeschrieben werden kann.


English language version:
PhD project at Freiburg University
PhD student: Insa J. Klemme
Supervisor: Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger (Slavic Studies, University of Freiburg)
Co-Supervisor: Prof. Dr. Ulrich Rebstock (Oriental Studies, University of Freiburg)

Slavic-Slavic and Oriental-Slavic language contact phenomena and variation phenomena in manuscripts of the Polish-LithuanianTatars


The Tatar minority of Poland, Lithuania and Belarus – usually referred to as Polish-Lithuanian, Lithuanian or Byelorussian Tatars – has been settling in Middle and Eastern Europe for many centuries. From the 14th century onward, the Tatars left their country of origin, the khanate of the Golden Horde, to settle down in the Grand Duchy of Lithuania or were brought there in war captivity. In their new surroundings the Tatars on the one hand abandoned their native (Turkic) language and adapted instead the Slavic varieties which were spoken by their neighbours. On the other hand, they maintained their religion and muslim traditions. This is reflected in the mostly religious literature of the Polish-Lithuanian Tatars, which is written in various languages. The Oriental languages manuscripts are written in are Arabic and (Ottoman)Turkic. Besides these, Slavic varieties dominate the literature. However, most manuscripts are not monolingual but are either composed of fragments in different languages respectively varieties or are completely interlineary translated (like the exegesis of the Qur’an). Irrespective of the language employed the manuscripts are always written in Arabic script. The Slavic varieties used in the manuscripts are generally classified roughly as either Byelorussian or Polish or as a mixture of both – a precise identification of these varieties has hardly been sought. The thought that these Slavic varieties could have been affected by language contact, either Slavic-Slavic or Oriental-Slavic, is a totally new one and has never been investigated. Thus, in my dissertation I would like to study the Slavic varieties as written by the Polish-Lithuanian Tatars. The corpus I intend to work with consists of four manuscripts, which are with regards to content partly identical. By investigating these four manuscripts I hope to be able to show (i) that the language used is by no means either standard Polish or
standard Byelorussian, but (ii) that it strongly varies and (iii) that this variation is mainly induced by Slavic-Slavic and (iv) possibly attributed to Oriental-Slavic language contact.

Lebenslauf